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Ausstellung zu 80 Jahre Kriegsende und Neubeginn in Icking

Aus der Ansprache von Claudia Roederstein
zur Eröffnung der Ausstellung Kriegsende und Neubeginn in Icking 1945
am 13. November 2025 im Rathaussitzungssaal

Ich möchte kurz Revue passieren lassen, wie es es eigentlich dazu gekommen ist, dass sich Icking heuer so intensiv mit dieser Zeit befasst und was daraus entstanden ist.

Der Anstoß 80 Jahre Kriegsende und Neubeginn näher zu beleuchten kam vor rund einem Jahr von Florian Völler und Landrat Josef Niedermeier. Alle Städte, Gemeinden, Schulen und andere Institutionen unseres LK waren dazu aufgerufen sich zu engagieren.

Geschichte ist ja immer auch das, was vor der eigenen Haustüre passiert. Da mal genauer hinzuschauen und nachzuforschen, was sich abgespielt hat und dem ganzen ein Gesicht zu geben, das war für mich der Anreiz.

Mich hat besonders gefreut, dass die Lehrer der gesamten Fachschaft Geschichte unseres Gymnasiums das Thema bereitwillig aufgegriffen haben.

So wars mir eine Freude, dass ich phasenweise auch eng mit Schülern und Schülerinnen zusammenarbeiten konnte.

Sie haben diverse Stunden mit mir im Gemeindearchiv verbracht und sich durch viel Papier gewühlt.

Dabei ist klar geworden, dass ein Archiv nicht aus verstaubten, uninteressanten, uralten Dokumenten besteht.

Ein Archiv ist ein schlummernder Schatz, dem Leben eingehaucht werden muss.

Und im besten Fall entsteht dann daraus lebendige Geschichte, die nicht abstrakt irgendwo stattgefunden hat, sondern direkt bei uns.

Aus diesem Engagement sind Seminararbeiten mit konkretem lokalen Bezug zu Icking entstanden. Die Arbeiten sind erst vor zwei Tagen in der Schule abgegeben worden und nach ihrer Bewertung stellen ihre Verfasser sie im Januar öffentlich vor – ich bin schon sehr gespannt darauf!

Was ist sonst noch passiert in Icking in diesem Jahr?

Ab Mai gab es 3 Filmvorführungen:

Ruinenschleicher und Schachterleis von Michael von Ferrari mit sehr eindrücklichen Schilderungen über die Nachkriegszeit in München wurde Anfang Mai im Gymnasium gezeigt.

Es folgte Ende Oktober in Dorfen Das bewegende Leben des Peter Gardosch, gedreht von Max Kronawitter, dem Träger des Kulturehrenbriefes des LK. Darin ging es um die Geschichte eines KZ-Überlebenden.

Und am letzten Sonntag wurde in Dorfen, am sogenannten Schicksalstag der Deutschen dem 09. November Ein stummer Hund will ich nicht sein über den Apfelpfarrer Korbinian Aigner von Walter Steffen vorgeführt.

Passend dazu haben im Oktober BN und die Gemeinde Icking einen Korbiniansapfelbaum am Todesmarschmahnmal in Dorfen gepflanzt als Symbol für Frieden und Versöhnung.

 Und heute folgt also die Ausstellung.

Zu allererst möchte ich ein riesengroßes Danke aussprechen an alle, die mit zu dieser Ausstellung beigetragen haben:

Ich durfte bei vielen von Ihnen vorbeikommen, Sie haben mir Ihre persönlichen Geschichten und Erinnerungen erzählt, Sie haben mir Fotos und Unterlagen zur Verfügung gestellt – vielen vielen Dank dafür und danke für Ihre Offenheit!

Auch ein von Herzen kommendes Danke an diejenigen, die mir geholfen haben bei der kreativen und praktischen Umsetzung – nicht zuletzt bei Walter Scholz, der dafür verantwortlich ist, dass die Plakate nicht krumm und schief hängen.

 Um was geht es in der Ausstellung:

Sie basiert im wesentlichen auf drei Fragen:

1. Wie ist in Icking und Dorfen der Krieg zu Ende gegangen und welche Ereignisse lassen sich festhalten und nachweisen?

 2. Mit welchen Themen war die Bevölkerung nach Kriegsende im Alltag konfrontiert und welche Spuren finden sich dazu?

 3. Und was bedeutete der immense Zuzug von Flüchtlingen und zwar für beide Seiten, für die Stammbevölkerung und für die Flüchtlinge?

Das sind die Kernpunkte der Ausstellung.

Ich möchte aufzeigen, dass Icking all die Jahre weiß Gott nicht im Dornröschenschlaf gelegen ist – im Gegenteil.

Ich habe versucht dieser chaotischen Zeit ein bisserl Leben einzuhauchen und zugleich den Menschen, die riesige Herausforderungen stemmen mussten, mit Respekt und Verständnis zu begegnen.

Ich habe die Ausstellung so konzipiert, dass Sie sie nicht unbedingt chronologisch durchlaufen müssen, sondern dass Sie sich das Thema rauspflücken, das Sie interessiert – Flyer mit der Übersicht der Ausstellung liegen aus.

Bleibt noch die Frage was fehlt?

Die Ausstellung bietet natürlich nur kurze Einblick in die Geschehnisse und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Zu jedem Themenfeld könnte mehr in die Tiefe gegangen werden und es finden sich dazu viele weitere Dokumente in unserem Archiv.

Und ich weiss natürlich, dass ich vieles nicht weiss.

Dh. es gäbe noch vieles, was erzählt und ergänzt werden könnte.

Vielleicht trägt diese Ausstellung dazu bei, dass weitere Erinnerungen, Fotos, Materialien zur Verfügung gestellt werden.

Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie dazu beitragen:

Im 2. Stock steht ein Karton mit Zetteln und Stiften bereit.

Bitte schreiben Sie, wenn sich bei Ihnen noch Fotos und Materialien finden, Sie noch weitere Erinnerungen beitragen möchten oder Sie Ihre Meinung zur Ausstellung abgeben möchten.

Ich nehme gerne Kontakt zu Ihnen auf.

Wenn Sie im neuen Jahr immer noch Interesse an diesem Thema haben, biete ich einen vertiefenden Vortrag zur Ausstellung an, der auch mehr Dokumente aus dem Gemeindearchiv zeigt.

Und vielleicht haben Sie auch noch Lust auf einen Erzählnachmittag. Einige unserer Zeitzeugen würden sich dazu zur Verfügung stellen.

Ich wünsche dieser Ausstellung viele Interessierte und eine lebhafte Diskussion auch und gerade darüber, was uns diese Zeiten heute noch zu sagen haben.

Die Ausstellung ist bis Mitte Februar 2026 im Rathaus vom 1. – 3. Stock zu den Öffnungszeiten zu sehen. Ich öffne das Rathaus aber auch gerne, wenn andere Zeiten gewünscht sind.

Alle Infos zu vergangenen Veranstaltungen mit Ansprachen und Fotos auf https://www.icking.de/aktuelles-aus-icking/aktuelles/krie )

Kriegsende und Neubeginn in ICKING 1945

ÜBERSICHT

1 Zeit des Zusammenbruchs Herbst 1943 - April 1945

2 Todesmarsch durch Dorfen 28.04.1945

3 Rückzug der Wehrmacht Ende April 1945

4 Ankunft der Amerikaner 30.04.1945

5 Amerikaner in Icking

6 Politischer Neubeginn

7 Plünderungen und Übergriffe Mai 1945

8 Öffentliches Leben Organisation und Kontrolle

9 Beschlagnahmungen Häuser und Wohnungen

10 Flüchtlinge Unterbringung / Verwaltung

11 Abgaben Bauern / Flüchtlinge / Föhrenwald / Lebensmittel

12 Hunger Lebensmittelbeschaffung / Schulspeisungen

13 Neubeginn Schulen und Kinderheime

14 Neubeginn Herausforderungen / Heimkehrer und Vermisste

15 Unsere Gefallenen und Vermissten

Konzeption und Inhalt: Claudia Roederstein, Zweite Bürgermeisterin