Zur Startseite springenZum Inhalt springenZum Fußbereich springen

Else-Rosenfeld-Weg

Else Behrend kam in Berlin als Tochter des jüdischen Arztes Friedrich Behrend zur Welt. Sie promovierte im Fach Geschichte in Jena, arbeitete dann als Fürsorgerin. 1920 heiratete sie den jüdischen Juristen Dr. Siegfried Rosenfeld. Er war Abgeordneter der SPD im Preußischen Landtag sowie Ministerialrat im preußischen Justizministerium. Auch Else war Mitglied der SPD. 1933 floh die Familie nach Bayern. Erst in Icking fanden sie ab 1934 Schutz und Hilfe von vielen Seiten.

Bürgermeister Johann Pischeltsrieder ermöglichte den Rosenfelds und anderen Juden in Icking über Jahre einen sicheren Aufenthalt. Die beiden jüngeren Kinder gingen in Icking zur Schule, bis sie 1937 im schlesischen Groß-Breesen ein Ausbildungsgut für auswanderungswillige Juden und Jüdinnen besuchten. In Elses Tagebuchaufzeichnungen heißt es: „Wir haben das friedlich schöne Leben alle miteinander unendlich genossen…Die ganzen Jahre im Isartal bis zum Frühjahr 1937, als uns die Kinder verließen, erschienen uns nach dem schweren Jahr in Berchtesgaden und Reichenhall wie ein schönes, buntes Märchen, das nur selten kleine Trübungen erfuhr. Viele alte Freunde stellten sich ein und freuten sich mit uns der überwundenen Schwierigkeiten.“ Icking war ein Stück Heimat geworden. Dennoch berichtet Else Behrend-Rosenfeld auch über unschöne Erfahrungen; sie schreibt: „Ich denke nur an die hässlichen Schilder, die an allen Straßen aufgestellt waren und weithin leuchteten: Juden sind hier unerwünscht!“

Nach der Reichspogromnacht 1938 emigrierten die Kinder nach Argentinien und England, kurz vor Kriegsausbruch 1939 gelang auch Siegfried Rosenfeld die Flucht nach England. Else erhielt kein Visum mehr. Sie konnte bis 1941 in Icking bleiben und unterstützte in der Israelitischen Kultusgemeinde in München nach Piaski deportierte Juden durch eine Päckchenaktion. 1941 musste sie Icking verlassen und in der Flachsröste Lohhof Zwangsarbeit leisten. Ab Sommer 1941 setzte die Israelitische Kultusgemeinde München sie als Wirtschaftsleiterin des Internierungslagers für Juden in München-Berg am Laim ein. Sie half dort vielen ihrer Leidensgenossen. Ihre Ickinger Freundin Tilla Kratz besuchte sie vielfach dort und half ihr auch bei der Flucht nach Berlin 1943. Dort und in Freiburg überlebte sie im Untergrund, bis ihr 1944 die Flucht in die Schweiz gelang.

Else Rosenfeld kehrte in den 1950er Jahren nach Icking zurück und wohnte halbjahresweise dort und in England. Sie arbeitete wieder als Fürsorgerin. Die Tagebücher von Else Rosenfeld, „Ich stand nicht allein. Erlebnisse einer Jüdin in Deutschland 1933-1944“ sind ein zentrales Zeitdokument, auch für die Jahre in Icking.

Im Jahr 1993 erhielt ein Weg in Walchstadt ihr zu Ehren den Namen Rosenfeldweg, 2018 wurde er in Else-Rosenfeld-Weg umbenannt.

 

Quellen:

  • Bundesarchiv Berlin Berlin Document Center;
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv Landesentschädigungsamt; Staatskanzlei;
  • Staatsarchiv München u.a. Landratsamt (LRA); Wiedergutmachungsbehörde (WB);
  • Gemeindearchiv Icking,
  • Zeitzeugengespräche mit Hanna Cooper, geborene Rosenfeld.
  • Else Behrend-Rosenfeld, Verfemt und verfolgt. Erlebnisse einer Jüdin in Nazi-Deutschland 1933-1944, Zürich (Büchergilde Gutenberg)1945

Literatur:

  • Erich Kasberger/Marita Krauss, Leben in zwei Welten. Tagebücher eines jüdischen Paares in Deutschland und im Exil, München 2011.