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Geheimrat-Heindl-Weg

Dr. Robert Heindl (1883-1958) war Jurist und Kriminologe. Sein Vater, der Münchner rechtskundige Magistratsrat Ernst Heindl, baute 1899 einen Sommersitz in Irschenhausen. Robert Heindl lebte seit Anfang der 1920er Jahre in seinem Haus in Berlin-Grunewald, seit Kriegsbeginn 1939 in Irschenhausen.

 

Nach dem Abitur am Münchner Wilhelmsgymnasium 1902 studierte Robert Heindl in München, Lausanne und Erlangen Jura. Er wirkte nach der Ersten juristischen Staatsprüfung und der Promotion an den Amtsgerichten Wolfratshausen und München, danach bei der Polizeidirektion München. Nach einer Informationsreise 1909/1911 trat er mit seinem ersten Buch an die Öffentlichkeit: „Meine Reise zu den Strafkolonien“ (1913); bereits 1912 plädierte er für die Deportation von Verbrechern. 1911 wurde er zum Kriminalkommissar an der Polizeidirektion Dresden bestellt und stieg dort zum Polizeirat auf. Er bereitete 1912 die deutsche Polizeikonferenz in Berlin vor, unternahm 1913 eine Studienreise nach Nordamerika und war 1914 Teilnehmer des internationalen Polizeikongresses in Monaco. Während und nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Regierungsrat und Oberregierungsrat im sächsischen Innenministerium und übernahm Aufgaben als Chef der Dresdner Kriminalpolizei, der Landeskriminalpolizei und des Erkennungsamtes. 1919 erhielt er für zwei Wochen die Bestallung als Wirklicher Legationsrat und Vortragender Rat in der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amts, wurde von dort zum Aufbau eines Reichspolizeiamtes ins Reichsinnenministerium beurlaubt und im September 1920 in den zeitweiligen Ruhestand versetzt. Überlegungen zu seiner Wiederanstellung 1922 scheiterten und 1933 wurde er aus formalen Gründen in den Ruhestand versetzt.

Im Auftrag der Reichsregierung wirkte Heindl in den 1920er Jahren an der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission mit. Er schrieb vielbeachtete Werke zur Daktyloskopie (1922) sowie zu anderen Bereichen der Kriminaltechnik und war als Herausgeber der Zeitschrift „Archiv für Kriminologie“ sehr einflussreich für die kriminologische Diskussion der Zeit. Bereits seit Anfang der 1920er Jahre propagierte er das Konzept der „Berufsverbrecher“, für die er „Sonderbestimmungen" und „Sicherungsverwahrung“ forderte; damit nahm er das Prinzip der „Schutzhaft“ vorweg, das die Nationalsozialisten nach 1933 radikal umsetzten. Sein Buch „Der Berufsverbrecher“ (1926) löste heftige Kritik liberaler Juristen aus; der Jurist und Journalist Kurt Tucholsky bezeichnete ihn als „Schädling der Kriminalistik“.

In der NS-Zeit war er nicht Mitglied der NSDAP. Nach 1945 betraute ihn die Amerikanische Militärregierung mit dem Aufbau des „Zentralamtes für Kriminalidentifizierung, Polizeistatistik und Polizeinachrichtenwesen“ für Bayern, der Vorläuferbehörde des heutigen Landeskriminalamts. 1953 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Der Ickinger Volksmund bezeichnete ihn als „Geheimrat Heindl“, obwohl er diesen Titel nie erhalten hatte. 1995 wurde die Straße nach ihm benannt.

 

Quellen:

  • Bundesarchiv Berlin BArch R 9361, V/21638;
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Personalakt des Landeskriminalamts München;
  • Gemeindearchiv Icking.
  • Robert Heindl, Der Berufsverbrecher. Ein Beitrag zur Strafrechtsreform, Berlin 1926.
  • Robert Heindl, Polizei und Verbrechen, Berlin 1926.
  • Robert Heindl, Meine Reise nach den Strafkolonien, Berlin 1913.
  • Robert Heindl, Strafprozessuale Sonderbehandlung der chronischen Verbrecher, in: ArchKrim 72, 1920.
  • Robert Heindl (Hrsg.), Archiv für Kriminologie, (Fachzeitschrift), 1917-1933.
  • Kurt Tucholsky, Ein Schädling der Kriminalistik, in: Mary Gerold-Tucholsky/Fritz Raddatz, Kurt Tucholsky. Gesammelte Werke 6, 1928, Reinbek 1975, S. 180–190.

 

Literatur:

  • Landeskriminalamt Sachsen (Hrsg.), 100 Jahre Daktyloskopie in Sachsen 1903 bis 2003. Fachbroschüre mit Hintergrundwissen zur Ausstellung, Dresden 2003.
  • Paul Bockelmann, Robert Heindl, in: Neue Deutsche Biographie 8, 1969, S. 281.
  • URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Heindl [E.K., 16.9.2017]
  • Deutsche Hochschule der Polizei, Unterrichtsmaterialien zur Polizei im NS-Staat für den Einsatz in der polizeilichen Aus- und Fortbildung und in der schulischen und außerschulischen historisch-politischen Bildung, Bonn 2008.
Bild

Heindl am Telefon
(Bildarchiv  Dr. Schweiger, Icking)

Bild

Geheimrat Heindl mit "Military Government for Bavaria
(Bildarchiv Dr. Schweiger, Icking)