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Ichoring

Die Benennung einer Straße in Icking nach dem Benediktinermönch Icho verweist auf die Bedeutung des benachbarten Klosters Schäftlarn, das 762 mit Erlaubnis des bayerischen Herzogs Tassilo von Waltrich auf erbeigenem Grund gestiftet und erbaut worden war. Die Klostergründung ging mit der Ansiedlung von „Speerschäftern“, also Speerschäfteherstellern (aus dem Wort „Sceftilari“ leitet sich Schäftlarn ab), einher und kam als Schenkung an das Bistum Freising. Waltrich entstammte dem fränkischen Adelsgeschlecht der Waltriche, verwandtschaftlich eng verbunden mit den Karolingern, mit reichen Besitztümern auch im französischen Dijon. Deshalb wurde er um 775 im Zuge damaliger Kirchenpolitik vom fränkischen König Karl dem Großen auch zum Bischof der Diözese Langres berufen mit Amtssitz in Dijon. Waltrich war somit Abt des Klosters Schäftlarn in Bayern und der Abtei Saint-Bénigne. 780 übernahm Icho, selbst wohl ohne Bedeutung für die karolingische Kirchenpolitik, als zweiter Abt die Leitung des Klosters Schäftlarn, eine Urkunde erwähnt ihn 806 als „Icho Abbas“. Erst sein Nachfolger Petto übernahm wieder beide Klosterkonvente. Dennoch war auch Abt Icho in das europaweit gespannte Netz karolingischer Klosterkontakte eingebunden, in dem man sich über Kulturelles wie Buchkunst, Gregorianik, das gesungene Wort Gottes, oder Politik austauschte. Klöster wie Schäftlarn, Wessobrunn oder Tegernsee waren Wirtschaftszentren mit ausgedehnter Grundherrschaft, modernen Agrarmethoden und Orte der Bildung. In einer Urkunde vom 29. März 806 wird erstmals der Siedlungsname „Ichingen“ erwähnt, dem der Name „Icho“ zugrunde liegt. Auf dieses Gründungsdatum bezog sich die 1200-Jahrfeier der Gemeinde Icking im Jahr 2006.

 

Literatur:

  • Dorle Gribl, So lebte man im Isartal, München 2008;
  • Friedrich Prinz, Die Geschichte Bayerns, München, Zürich 1997;
  • Peter Schweiger/Stefan Mayer-Voigt, Von Mönchen, Bauern, Kalkbrennern. Schlaglichter aus der Vergangenheit Ickings von der Vorgeschichte bis ins 19. Jahrhundert, Wolfratshausen 2006;
  • Wilhelm Störmer, Schäftlarn, Murrhardt und die Waltriche des 8. u. 9. Jahrhunderts, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 28, 1965.
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Kolorierte Ansicht Kloster Schäftlarn
(Fotoarchiv Dr. Schweiger, Icking

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Urkunde
(Bildarchiv Dr. Schweiger Icking)


Diese Traditio (=Schenkung) veranlasste Herrich von Ichingen

An das heilige und ehrwürdige Kloster des heiligen und überseligen Bischofs Dionisius, das über dem Fluss errichtet wurde, der Isar heißt, am Peipinpach genannten Ort, haben ich Herrich und mein Sohn Waltker alles übergeben, was wir am Ichingen genannten Ort besessen haben, wobei unsere Eltern in gleicher Frömmigkeitshaltung zustimmten und in nicht Einspruch erheben.
Zuerst haben wir uns selbst als Knechte übergeben und später unser Erbe und alles, was wir als Eigen besessen haben: was auf Äckern und Wiesen steht, in den Gewässern, auf den Feldern und der Weide lebt, bearbeitet und unbearbeitet, und selbst den Wald, der uns gehört von der Quelle Liuthades bis zum Berg Othrami, haben wir so fst und dauerhaft übergeben, dass keiner unserer Erben gegen diese Schenkung, die wir in vollster Absicht zu schreiben gefordert haben, es herausnehme irgendeinen Punkt für ungültig zu erklären. Aber sollte einer dies tun, dann rufe er den Zorn des allmächtigen Gottes auf sich und er soll an der Seite des Verräters Judas stehen und jede Freude im Recih Gottes soll ihm fremd sein, allein diese Schenkung sei für immer unveränderlich.
Gegeben an dem Ort, der Peipinbach heißt, im Monat März vier Tage vor den Kalenden des April, im sechsten Jahr der Herrschaft unseres Herrn Karl, in der achten Indiktion.
Folgende sind die wahren Zeugen:
Scrot, Meginhart, Lantpreht, Hiltrich, Cundhard, Enno, Uuldrich, Starcholf, Irminheri, Gotapert, Othram, Rihpert, Hahmunt, Perhthold, Erchnolf, Rodlant, Fridhere, Gotadeo, Abt Ihho, Bischof Petto

Übersetzung der Urkunde
(Bildarchiv Dr. Schweiger Icking)